Die Strandbar SP6 liegt im Herzen der Stadt auf der Höhe des Bahnhofs in Pforzheim und überzeugt mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Stadt. Da wir Enzo und Josef persönlich kennen und die Location als einer der Pforzheimer Perlen ansehen haben wir mal nachgefragt. Im Interview erzählen sie uns hinter den Kulissen.

Wer seid ihr?
Enzo: Ich bin Vincenzo Botazo, in Pforzheim bekannt als Enzo, und war bis vor nicht allzu langer Zeit Betreiber vom Sensi. Seit 2016 Betreibe ich die SP6 Strandbar mit, welche sich auf dem 6. Stock des Sparkassen-Parkhauses befindet.
Josef: Ich bin der Guiseppe, auch als Josef bekannt, und war bis vor dem SP6 als Steuerberater aktiv. 2016 haben wir uns zusammengefunden und entschieden, das SP6 zu gründen. Durch unsere zwei unterschiedlichen Fachgebiethintergründe teilen wir uns die Aufgaben auch ganz geschickt.
Also das SP6 gibt es seit 2016?
Genau. 2015 haben wir mit der Planung angefangen, welche sich teilweise etwas rausgezogen hat, und Mai 2016 konnten wir dann eröffnen. Die Genehmigungen von der Stadt haben etwas gedauert, aber sie hat sich doch als sehr hilfsbereit gezeigt.
Wie lautet das Konzept der SP6 Strandbar Pforzheim?
Unsere Vorstellung, mit der wir angefangen haben, war es, eine Oase in Pforzheim zu erschaffen. Zudem wollten wir damit auch die Pforzheimer wieder in Pforzheim behalten. Unser Ziel war es nie, den anderen Gastronomen die Brötchen wegzunehmen. Ganz im Gegenteil, wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass die Leute hier bleiben, anstatt nach Stuttgart oder Karlsruhe zu gehen.
Warum habt ihr genau an dieser Stelle eröffnet?
Josef: Wir haben uns für diesen Platz entschieden, weil er sehr zentral liegt, wir dadurch eine gute Kooperation mit der Sparkasse starten konnten und es sich unterm Strich einfach angeboten hat. Man geht ein paar Stockwerke nach oben und ist auf einmal ganz woanders, von einer betonierten Hauptstraße zu einem Strandparadies. Diese Location hat uns dieses Feeling mehr als ermöglicht.
Enzo: Uns war auch wichtig, einen Platz zu finden, auf dem man Schatten künstlich erzeugen muss, wie man es vom Strand kennt. Die Leute sollen das Strand-Gefühl bekommen und sowas kriegt man nicht unter oder zwischen Bäumen, sondern wirklich da, wo die Sonne von Aufgang bis Untergang scheint.
Josef: Was sich natürlich auch angeboten hat, war die Parkplatz Situation, die in Pforzheim manchmal zum Verhängnis werden kann. Dank unserer Location können wir nicht behaupten, ein Parkplatzproblem zu haben.
Im Winter habt ihr ja nicht offen, oder?
Enzo: Nein, unsere Saison beginnt zwischen März und Anfang Mai. Und endet zwischen September und Oktober. Im Winter bleibt hier alles stehen und ist bedeckt. Wir räumen nur die Möbel, Inneneinrichtungen und das Geschirr weg, welches dann alles während der Pause gereinigt wird. Viele fragen uns, was wir mit dem Sand machen. Der bleibt das ganze Jahr über hier oben, da es ein Naturprodukt ist und sich selbst reinigt. Bevor wir aufmachen fahren wir den Sand lediglich mit einer speziellen Maschine ab, welche den Sand auflockert und den tief liegenden Schmutz entfernt. Nachdem das getan ist kommen die Palmen, dann die Möbel, das Geschirr, dann die Backöfen und zuletzt die Kühlschränke.
Was verbindet euch denn mit Pforzheim?
Enzo: Ich bin in Italien geboren und 1988 nach Birkenfeld gezogen. Mit 18 bin ich dann nach Pforzheim gezogen und bin seitdem hier. Mich verbindet die Nachtszene sehr arg mit Pforzheim. Ich war knappe 10 Jahre im Café Prag. Von 2004 bis 2019 hab ich die Sensi Bar betrieben und nun die Strandbar. Ich finde unsere Gastroszene ist sehr interessant und vielfältig und nicht weniger ansprechend wie Karlsruhe oder Stuttgart.
Josef: Bei mir ist es ganz einfach, ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich war ein paar Jahre weg zum studieren und kam danach wieder. Was soll ich sagen, ich bin Pforzheimer durch und durch. Wie Enzo gesagt hatte, es gibt hier ein sehr gutes und großes Angebot und ich sehe keinen Grund, nicht in Pforzheim wohnen zu wollen. Wir versuchen auf jeden Fall, unseren Beitrag zu leisten.
Worauf seid ihr beim SP6 besonders stolz?
Enzo: Was mich immer wieder stolz macht, ist, die überraschten Augen der Menschen zu sehen, die hier das erste Mal her kommen. Sie können es sich meistens nicht vorstellen, was man aus einem Parkhausdach alles machen kann. Klar, haben wir das Konzept nicht erfunden, aber wir haben versucht, das Beste aus zahlreichen ähnlichen Loactions zu nehmen, um das hier zu schaffen. Wir waren also wirklich deutschlandweit unterwegs und haben uns die positiven und negativen Seiten von vielen Strandbars angeschaut. Deswegen sind wir auch so erfolgreich in Pforzheim, weil wir das Beste von allen genommen haben.
Josef: Ich muss sagen, das war auch mein erster Gedanke. Wir stehen ja öfter an der Tür und nehmen die Gäste in Empfang und hören dadurch auch, was sie sagen und wie ihre erste Reaktion ist. Man bekommt dadurch eine gewisse Anerkennung und das freut uns immer wieder aufs neue.

Was ist einer der schönsten Momente die ihr bis jetzt hier hattet?
Enzo: Für mich ist der schönste Moment immer die Eröffnung der Saison. Da geht für mich wie im Theater die Bühne auf. Es ist so schön, dann am ersten Tag die Leute zu sehen, die sich freuen und einem auch mitteilen, wie gut sie es finden, dass wir wieder da sind. Zudem ist die Weiße Nacht, eine Veranstaltung die wir jedes Jahr haben, ein schöner Moment für mich. An diesem Tag trifft sich wirklich jeder hier oben, die Leute machen super gerne mit, ziehen sich dementsprechend an, schminken sich und haben einen geilen Abend.
Josef: Hier muss ich Mal wieder zustimmen, diese zwei Momente sind auch für mich sehr relevant. Aber ein dritter Moment für mich ist, wenn ich meine erste Pizza hier oben bekomme. Über den ganzen Winter esse ich keine Pizza und esse dann hier am zweiten oder dritten Tag meine erste Pizza des Jahres.
Ist die SP6-Pizza ein gewisses Alleinstellungsmerkmal?
Josef: Wir achten schon darauf, dass es gute Zutaten sind und diese Zutaten gut zubereitet sind. Unser Mehl und die Soße kommen aus Italien und wir suchen die Artikel aus, die am besten harmonieren und am besten schmecken. Da geben wir lieber zwei Euro mehr aus und haben was Gutes auf dem Teller.
Was ist noch so eure Lieblingslocation in Pforzheim?
Über den Winter bin ich eher Abends unterwegs und da geh ich gerne ins Ozon, ins Sensi und ins Eden. Aber ich bin generell einer von der “Weggeh-Kurve” in der Innenstadt, angefangen beim Anami, übers Ozon bis zum Schlosskeller übers Sensi zum … Ins Rodensteiner geh ich auch gerne, das Palm Beach ist nicht schlecht. Wie gesagt, wir haben wirklich tolle Locations hier.
Josef: Er hat ja schon alle aufgezählt. Dazu kommen für mich noch die echt guten Restaurants, wie zum Beispiel das Hoppes, oder der Goldene Bock. Der Benkieser Hof ist gut, auch das Tango ist super. Das sind alles so kleine Locations, die man gar nicht so finden würde, wenn man das nicht unbedingt empfohlen bekommt. Dazu muss man sagen, dass die meisten schöne Inhaber geführte Läden sind.
Was wird bei euch am häufigsten bestellt?
Josef: Die Leute bestellen Querbeet. Unsere Pizza ist natürlich, wie erwähnt, sehr stark. Was wir dieses Jahr neu auf der Karte haben, ist unser Sangria. Das haben wir uns ein bisschen aus Ibiza abgeschaut und es kommt ziemlich gut an bis jetzt. Wir haben uns den Spaß erlaubt, den Sangria mit verschiedenen Sorten anzubieten, wie Weißwein, spanischer Sekt und tatsächlich auch eine Champagner Variante. Ich hätte nicht gedacht, dass es einer bestellt, aber die Leute mögen es. Das ist ein Getränk, welches auch Spaß macht zu präsentieren und welches hier gut rein passt.
Enzo: Ich denke, unsere Biere laufen hier auch ganz gut. Bezogen aus der heimischen Brauerei Ketterer. Den kann man auch loben, sein Bier ist ein top Produkt. Was mich immer wundert, ist, wie viel Caipirinha hier raus geht. Meiner Meinung nach ist das hier der Renner, weil es einfach auch das Meer-Gefühl mit sich bringt. Zusammengefasst: Pizza, Bier und Caipi.

Was sollte sich eurer Meinung nach in Pforzheim ändern?
Josef: Das Hauptproblem das Pforzheim hat, ist, dass die Menschen das Angebot nicht ausreichend nutzen. Angebot schafft eben Nachfrage und genau so ist es umgekehrt, wenn die Nachfrage fehlt, verringert sich das Angebot. Die Leute müssen weniger in die anderen Städte flüchten und auch mal Pforzheim unterstützen. Es wäre schön, wenn sich die Dinge in diese Richtung entwickeln würden.
Enzo: Für mich sind die Studenten ein wichtiges Thema. Wir haben mehrere Tausend Studenten in Pforzheim und leider haben wir das Problem, dass sie mehr an ihrer Schule bleiben und nicht in die Innenstadt kommen. Da fehlt in Pforzheim das Angebot der Nachttaxis oder Nachtbusse, damit sich die Studenten sicher von A nach B und wieder zurück bewegen können. Ich würde mir zudem von den Pforzheimern wünschen, dass sie etwas mehr Dankbarkeit zeigen für das, was die Gastronomen hier treiben. Es wird zu viel über das Schlechte oder Fehlende geschimpft, dass das Existierende nicht wahrgenommen oder wertgeschätzt. Was ich dazu sagen muss, ist, wenn ich mal weggehe, nach Stuttgart oder Karlsruhe, werde ich nicht besser bedient wie in Pforzheim. Dort bist du auch nur einer von Tausenden. Hier findet man immer irgendjemand den man kennt und man ist wie in einer großen Familie.
Was für eine Auswirkung hat eure Strandbar auf Pforzheim?
Enzo: Was mich freut zu sehen, ist wenn wir zu machen, so um die 22 Uhr, sich die Leute in der Stadt verstreuen und die Stadt wieder voll wird und etwas mehr lebt. Viele Geschäftsinhaber haben mich schon darauf angesprochen, dass sie ganz genau merken wann wir zu machen weil sich ihre Geschäfte wieder füllen. Das war auch mit eines unserer Ziele, die Leute bis zu einem gewissen Punkt zu versorgen und sie danach an die anderen Geschäfte in der Innenstadt weiterschicken zu können. Es profitiert jeder davon und das finde ich auch schön so. Wir schaffen damit eine wichtige Sache, und zwar die Leute in Pforzheim zu behalten.
Josef: Ich schließe mich dem an. Wir haben das Angebot erweitert mit einer Sache die etwas heraussteht. Die 100 Leute die dann Abends hier sind gehen nicht gleich nach Hause und beleben die Innenstadt wieder etwas und damit leisten wir unseren Beitrag zu Innenstadtbelebung.
Wie findet ihr PFNext?
Ich finde das alles eine tolle Geschichte. Das habe ich schon oft gesagt und werde es auch weiterhin tun. Ich finde es gut, dass es Menschen wie euch gibt, die sich für Pforzheim engagieren und die auch Mal eher an das Wohl der Stadt denken und erst dann an das finanzielle. Es müsste einfach mehr junge Leute geben, die etwas Schönes für ihre Stadt tun wollen. Ich hoffe, dass ihr das so lange, wie es geht, durchziehen könnt.
Josef: Ich kann das zu 100% unterschreiben.